Boletim Eletrônico CPPA Associação Cultural Companhia Pernas Pro Ar
Ano I,
6º Edição — August 09

AGENDA



September

12.
Capoeira-Marathon – CPPA – Sete Lagoas

13.
Roda auf dem Hippie-Markt BH [Belo Horizonte]

18. - 20.
III. Batizado CPPA Polen

Oktober

13. - 17.
Capoeira Tour Minas Gerais
CPPA – Belo Horizonte, Confins, Pedro Leopoldo und Sete Lagoas

18.Roda auf dem Hippie-Markt BH [Belo Horizonte]

 

 

 

 

Vorwort

 

In diesem Monat befasst sich das Bulletin mit einem Teil der Arbeit, die Contra Mestre Porquinho im Ausland leistet. Eine Arbeit, die zur Verbreitung des Capoeira beiträgt aber dabei nie seine Traditionen und Wurzeln aus den Augen verliert. Ein anderes Thema, das wir behandeln werden, ist das Tambor Mineiro Volksfest, eine Veranstaltung, die die unterschiedlichsten Elemente afro-brasilianischer Kultur vereint und die hilft, Traditionen wie die des Congado am Leben zu erhalten.

   


::: Capoeira lernen für Gringos

An Brasilien denken heißt an Samba, Fußball, Strände, Bossa Nova und Capoeira zu denken. Letzteres kann als eine der wesentlichsten kulturellen Erscheinungen des brasilianischen Volkes betrachtet werden. Es ist schwer sich vorzustellen, dass diese Kunst auch im Ausland mit so viel Ernsthaftigkeit betrieben wird. Vor über zehn Jahren flog Nayro Ângelo Lopez, damals Instrutor, heute Contra Mestre Porquinho, nach Deutschland um einmal Capoeira zu lehren und zu leben in einem Land auszuprobieren, das sich so sehr von seiner Heimat unterschied.
„Die Schwierigkeiten bei meiner Ankunft waren nicht gering. Ein strenger Winter, die Sprache, das Heimweh nach meiner Stadt und vor allem der Mangel an Kameradschaftlichkeit zwischen den Menschen – es war schwierig, darüber hinwegzukommen“, erzählt Porquinho, der heute die Arbeit seiner Gruppe in Europa, Capoeira Pernas Pro Ar, leitet.
Die Expansion verlief laut Porquinho spontan. „Die Schüler aus anderen Ländern, die die Gelegenheit hatten, mit mir zu trainieren, begannen auch die Arbeit an anderen Orten. Natürlich wurde der Anfang dieser Expansion z. B. durch die kulturellen und religiösen Unterschiede gebremst; aber wichtig ist, dass sie heute alle ein und dieselbe Sprache sprechen – die des Capoeira.“
Contra Mestre Boca de Peixe, verantwortlich für die Arbeit der Gruppe in Brasilien, erzählt, dass die Einführung von Capoeira in anderen Kulturen, neben der Herausforderung, auch ein starkes Instrument der Humanisierung ist. „Capoeira ist eine der effektivsten Formen der Erziehung, aber es ist eine Herausforderung es in anderen Ländern zu unterrichten, gerade weil die religiösen und kulturellen Unterschiede ein limitierender Faktor sein können.“
Aber laut Porquinho gab es zu Zeiten seiner Ankunft in Deutschland Capoeira dort schon seit rund achtzehn Jahren, wurde aber in einer anderen Form gespielt. „Hier wurde Capoeira als eine Art Show betrachtet und es gab keine Projekte, wie wir sie heute haben.“ Neben der Suche nach einem immer authentischeren Spiel interessieren sich die ausländischen Schüler auch sehr für alle Nuancen dieser Kunst und vielleicht ist das der Grund, warum Capoeira heute als der größte Verbreiter der portugiesischen Sprache und der brasilianischen Kultur in der Welt betrachtet wird.
„Mir ist die Bedeutung in Deutschland zu leben bewusst, aber ich versuche sehr, die hiesige Kultur nicht einfach so zu übernehmen. Als Brasilianer will ich meine Wurzeln nicht verlieren. Die Menschen hier wissen schon viel über Brasilien und seine Geschichte – und das dank Capoeira.“ Porquinho lebt heute in Deutschland aber pendelt zwischen den einzelnen Niederlassungen, Batizados und anderen Veranstaltungen, die von seinen Schülern organisiert werden.
Es sind Projekte wie diese, die die Legitimität und die Wahrhaftigkeit dieses wichtigen Geschichtsregisters unseres Volkes, die stets die Traditionen im Auge behalten ohne dabei die fortschreitende Expansion zu stören. Es geht darum, die kulturellen Verpflichtungen flexibler zu gestalten und sich für das Neue zu öffnen ohne dabei die Wurzeln und die Worte der alten Meister zu vergessen.

 



   
::: Mestre Aberrê      


Raimundo Argolo, bekannt als Mestre Aberrê, wurde am 6. August 1895 in Salvador als Sohn von Angêlo Argolo und Maria R. de Argolo geboren. Angeblich war er der erste Schüler von Mestre Pastinha, im Jahre 1910 in der Ladeira de Mutum [Mutumsteige – eine Straße].
Er war ein außergewöhnlicher Capoeirista und arbeitete daneben seit dem 23. Februar 1939 als Maurer im Heiligen Hause der Barmherzigkeit.
Er war Teil der großen Capoeira-Rodas der damaligen Zeit zwischen der Conçeição-da-Praia-Kirche und der Kaserne der Marineinfanteristen [beides in der Unterstadt – cidade baixa – von Salvador in der unmittelbaren Nähe des Hafens und des Mercado Modelo gelegen].
Es wird erzählt, dass er sich einmal in einer Roda über einen der Musiker ärgerte, weil dieser falsch Pandeiro [Tamburin] spielte, und weil dieser ihn nicht beachtete, versetzte er ihm mit einer Klinge einen Schnitt im Gesicht.
Zu seiner Zeit wurde Mestre Aberrê als der beste Schüler von Mestre Pastinha angesehen und konnte sehr gut Berimbau spielen und singen. Mestres wie Caiçara, Canjiquinha und Onça Preta betonen stets, seine Schüler gewesen zu sein.
Mestre Aberrê starb mit 47 Jahren unter höchst seltsamen Umständen. Nachdem er noch eine Feijoada [bras. Bohneneintopf] zu Mittag gegessen hatte, nahm er an einer Roda teil, eigentlich nur um ein wenig seinen Berimbau Gunga zu spielen. Dabei merkte er allerdings, dass einer der Spieler in der Roda unfair mit einem seiner eigenen Schüler spielte. Also trat er selbst in die Roda ein, schlug ein Rad und war bereits tot, als er auf den Boden fiel.

*Quelle: „Berühmte Mestres und Capoeiristas aus Bahia“ von Pedro Adib.

 

 

 

I. Capoeira-Marathon CPPA

12. September 2009

Sete Lagoas – Minas Gerais
Ein ganzer Tag mit viel Capoeira! Workshops ab 9 Uhr mit Contra Mestre Boca de Peixe, Contra Mestre Sorriso, Contra Mestre Preto. Daneben auch Roda auf dem kleinen Künstlermarkt um 20 Uhr.

Informationen:

Graduado Vareta
(31) 8678 5242

Graduado Igor
(31) 9878 0558

Preis:
20 Reais (inkl. T-Shirt)


 
::: Tambor do Mineiro Volksfest  

Recomendado

 


Es existieren heute noch weitere kulturelle Darbietungen, die, genauso wie Capoeira, die afro-brasilianische Kultur am Leben erhalten. Das Tambor do Mineiro Volksfest, geleitet von dem Musiker Mauricio Tizumba, steht auf der Liste dieser Darbietungen ganz oben. Zum siebten Mal bringt das Volksfest Musik, Religiösität, Kultur, Tanz und Batuque in einer einzigen Veranstaltung zusammen, die gleichsam Gemeinsamkeit und Verschiedenheit fördert.
Am 16. August 2009 war das Viertel Prado, gelegen im Osten von Belo Horizonte, an der Reihe, das Fest auszurichten. Laut Mauricio Tizumba ist „das Fest ein Ereignis der Wertschätzung des Tambor Mineiro und auch ein Moment, an dem Vorurteile ausgeräumt werden sollen und dafür zu sorgen, dass die Menschen lernen mit ihren Unterschieden zusammenzuleben.“ Im Jahre 2008 kamen mehr als zehntausend Menschen zu dem Fest und auch dieses Jahr war es ein Erfolg.
Dieses Jahr waren 10 Congado-Gruppen mit dabei, Künstler und Gruppen aus Minas Gerais wie Sérgio Pererê, Moçambique Velho Africano, Guarda de Congo Feminina de Nossa Senhora do Rosário, Guarda Vilão Santa Efigênia, Guarda de Caboclo São Jorge und der Veranstalter Mauricio Tizumba.
Alles fing 2001 an mit Unterrichtsstunden im Tambor Mineiro Spiel. Mauricio Tizumba gab anfangs Kurse für Anfänger und Laien, die dann ihre Vorstellungen am Ende des Kurses für die Zuschauer, Familienmitglieder und Freunde der Teilnehmer, gaben. Mehrere Congado-Gruppen nahmen dann an diesen Vorstellungen teil und im Jahre 2003 entstand dann das erste Tambor do Mineiro Volksfest, ein Event, dass sich als ideal für die Vorführungen herausstellte, die immer größer wurden mit weiteren Guppen in den Kursen.
Für Monitor Ponta Preta von Companhia Pernas Pro Ar aus Polen war es ein überraschendes Ereignis: „Für einen Fremden wie mich war diese Veranstaltung toll zum anschauen. Ich kannte wirklich nichts Vergleichbares  und es war sehr bereichernd, einmal Zugang zu einer anderen Facette dieser Kultur zu bekommen, etwas, was ich vorher nur beim Capoeira hatte.“
Das Fest repräsentiert auch einen religiösen Kult der Nossa Senhora do Rosário [Unser Frau vom Rosenkranz], der Heiligen der Frömmigkeit der Schwarzen. „Die Heilige nahm alle Schwarzen so an wie sie waren. Mit großem Glauben singen und tanzen wir um die Göttlichkeit zu preisen und zu verehren“, erzählt die Vorsteherin der Garde der Nossa Senhora das Mercês des Oliveira [Unser Frau der Gnaden von Oliveira], Pedrina Lourdes dos Santos.



 


Empfehlung:
Berühmte Meister und Capoeiristas aus Bahia

Pedro Adib (Hrsg.) – EDUFBA – Salvador – 2009

Das Buch basiert auf einer Untersuchung diverser Quellen: Dokumente, Bücher, Register, Zeitungsausschnitte, Filme, Manuskripte, Fotografien, Zeichnungen, mündliche Überlieferungen, Aussagen, Lieder, Legenden und Anekdoten.

Das Buch versucht, das Gedächtnis an die goldenen Zeiten wieder zu erwecken durch Anekdoten und Geschichten über die bekanntesten Capoeiristas aber auch die weniger bekannten Persönlichkeiten wie z. B. Pedro Mineiro, Inocêncio Sete Mortes [Unschuldiger der Sieben Tode] und Pedro Porreta. Das Buch erzählt auch die Geschichte einiger Frauen wie Maria Doze Homens [Maria der Zwölf Männer], Salomé und Angélica Endiabrada.

 

 


Verantwortliche
Vorwort und Layout: Priscila Paiva / Öffentlichkeitsarbeit / Monitora
Texte: Teca Lobato / Journalistin / Graduada             Fotos: Sammlung CPPA
Mestre-Sektion: Daniel Fiuza / Instrutor Espanhol und Mário Simim / Graduado Toco
Leitung: Danny Lopes / Contra Mestre Boca de Peixe

Durchführung: Kulturverein Companhia Pernas Pro Ar

Informationen
comunicacaocppa@cppa.com.br
www.cppa.com.br / www.capoeira.de
CM Boca de Peixe (Brasilien)
CM Porquinho (Europa)