Boletim Eletrônico CPPA Associação Cultural Companhia Pernas Pro Ar
1. Jahrgang, 8. Ausgabe – Oktober ‘09

AGENDA



November


6., 7. und 8. – Batizado und Troca de Cordas – Polen

13., 14. und 15. - Batizado und Troca de Cordas – Deutschland

Dezember

2. bis 6. – II. CPPA Capoeira-Tour durch Minas Gerais – Confins, Belo Horizonte, Pedro Leopoldo und Sete Lagoas

 

 

 

 

 

Vorwort

 

Der Oktober ist der Monat der Kinder. Daher versteht es sich von selbst, dass wir uns ein wenig den Vorteilen dieser reichen Verbindung zwischen Kindern und der Ausübung des Capoeira, wobei wir natürlich als Basis die typischen Eigenschaften und Grenzen dieses Alters haben. Capoeira macht Spaß und fördert die motorische Koordination und das Sozialverhalten. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf bringt Euch der Bulletin ein Interview mit dem CPPA Aluno Graduado und Sportlehrer Mário Simim, Toco, und wir werden auch über das Sozialprojekt von Kelber Sena, Instrutor Jabuti, sprechen. In der „Mestres“-Sektion stellen wir Besouro Mangangá vor, einen berühmten Capoeirista, der das brasilianische Kino inspirierte..

   


::: Sozialprojekt

Der CPPA Instrutor Kelber Sena, Jabuti, war immer in der Gruppe engagiert und wollte 2002 ein wenig die Gegebenheiten ändern, wie sie sich darstellten: es ging um Mädchen und Jungen im Alter zwischen drei und elf Jahren mit dem Potential und Willen, Capoeira auszuüben, die aber nicht die finanziellen Möglichkeiten dazu und keine Unterstützung hatten. Jabuti erzählt ein wenig davon, wie alles begann.
„Das Projekt startete 2002, aber musste wieder stoppen. Ich habe jetzt im August 2009 wieder damit angefangen. Es kam aus meinem Willen zu helfen und ein wenig zur Verbesserung der Ausbildung der Kinder und Jugendlichen der Gemeinde in der Nähe des Cruzeiro-Marktes beizutragen“, erzählt Jabuti. Der Instrutor gibt Stunden in der Multi Sport Schule, wo auch die Stunden des Projekts stattfinden.
Neben den Stunden, die in der Multi Sport Schule stattfinden kümmert sich Jabuti stets darum, Capoeira-Workshops und -Rodas in Parks und auf Plätzen zu organisieren, aber leider beschränkt sich die Hilfe, die das Projekt bekommt auf den Platz, der ihr in der Schule eingeräumt wurde. „Wir haben die Unterstützung der Schule, die uns auch den Platz anbietet. Aber wir suchen immer noch die finanzielle Zusammenarbeit mit Sponsoren oder Paten für die Kinder.“
In den Stunden lernen die Kinder Musik, Kunst, Respekt, en daneben ihr Gleichgewicht und entwickeln ihr Rhythmusgefühl. Jabuti hebt hervor: „Capoeira ermöglicht andere Erlebnisse, neue Möglichkeiten und Selbsterfahrung – Capoeira öffnet die Türen zur Welt.“

Laut Jabuti ist das größte Problem bei der Durchführung des Projekts der Mangel an finanziellen Mitteln für die Ausgaben für Kleidung, Transport und Verpflegung. „Klar, das Ziel ist erstmal, mit zehn Kindern anzufangen und vielleicht kommen wir danach ja auf 20, 30 oder 100, aber das hängt stark davon ab, wie wir anfangen. Dieser Anfang ist sehr wichtig, es ist der Samen, der gesetzt wurde und jetzt hängt es von uns ab, dass wir für ihn sorgen, damit er zu einem Baum mit vielen Blättern wird – ich glaube fest daran.“

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::: Besouro Mangangá      


Manoel Henrique Pereira – bekannt unter Besouro Mangangá, Besouro Preto, Cordão de Ouro oder einfach Besouro – wurde im Quilombo [Wehrdorf der Sklaven] Urupy, in Santo Amaro da Purificação als Sohn von Maria Haifa und João Grosso geboren. Sein Geburtstdatum ist unsicher, aber man glaubt, es war im Jahre 1885. Im Capoeira war er Schüler des Schwarzafrikaners „Tio Alípio“ [„Onkel Alípio“].
Mangangá ist eine Käferart, wie sie im Sertão typisch ist. Manoel Henrique bekam diesen Spitznamen nach der Legende, weil er sich, wenn er bedrängt oder bedroht wurde, in dieses Insekt verwandeln und wegfliegen konnte. Nach dieser Legende war er unverwundbar – keine Waffe aus Metall konnte ihn töten.
Besouro starb am 8. Juli 1924. Es gibt verschiedene Versionen über seinen Tod; nach einer von ihnen wurde er nach einem Verrat, umzingelt von 40 bewaffneten Männern, mit einem Messer aus Ticum-Holz erstochen – der Legende nach die einzige Form, einen Unverwundbaren umzubringen. Ein Ticum oder auch Tucum ist eine Palme und das Holz ihres Kerns ist hart wie Stahl.
Obwohl er wegen der vielen Geschichten, die sich um seinen Namen ranken, zu einer Legende geworden ist, gibt es Belege dafür, dass Besouro tatsächlich existierte. Ein Dokument, das seine Existenz bestätigte ist ein Strafprozess, der im öffentlichen Archiv von Bahia in Salvador gefunden wurde; ein anderes ist seine Sterbeurkunde aus dem öffentlichen Archiv in Santo Amaro.
Wahrheit oder Legende – Tatsache ist, dass aus Besouro eine wichtige Ikone in der Geschichte des Capoeira geworden ist.

 

 

 

 

Workshop: Herstellung eines Berimbaus

Am Samstag, 25. Oktober 2009, gaben Contra Mestre Boca de Peixe und Jabuti für ihre Schüler eine Stunde zur Herstellung eines Berimbaus.
Der Workshop war eine Möglichkeit für die Schüler, um den Herstellungsprozess für einen Berimbau kennen zu lernen und dabei selbst ihr eigenes Instrument herszustellen.

 


 
::: Kinder im Capoeira  

Recomendado

 


Der Sportlehrer Mário Simim – Aluno Graduado Toco – gibt in diesem Interview ein wenig seiner Erfahrung im Bereich des Capoeira-Unterrichts für Kinder weiter:

CPPA: In welchem Alter können Kinder mit dem Capoeiratraining anfangen?
Toco: Eigentlich können Kinder mit drei Jahren mit dem Capoeiratraining anfangen. In diesem Alter sind Kinder in einer Phase, in der sie ihre Körper aktiv erforschen und ausprobieren. In dieser Phase fangen die Kinder durch die Beziehung Umwelt-Person-Aufgabe an, motorische Fähigkeiten zu erwerben, die eine breit angelegte Körperbeherrschung in unterschiedlichen (statischen und dynamischen) Grundhaltungen ermöglichen, sich auf verschiedene Arten durch die Umwelt zu bewegen (gehen, laufen, springen etc.) und verschiedene Instrumente zu bedienen (einen Ball anzunehmen, einen Stein schmeißen, Bälle schießen, schreiben usw.).
CPPA: Was ist der Unterschied zwischen einer Unterrichtsstunde für Erwachsene und für Kinder?
Toco: Das wichtigste Ziel beim Kinder-Capoeira ist, den Kindern einen größeren motorischen Bestand zu ermöglichen, indem sie die Bewegungen erforschen, die ihnen natürlich sind. Dadurch unterscheidet sich eine Unterrichtsstunde für Kinder durch den didaktischen Aspekt von einer normalen Stunde. Die Vermittlung der reinen Technik ist nicht ratsam, dafür umso mehr der Gebrauch von typischen Capoeira-Inhalten zusammen mit dem spielerischen Aspekt. Dadurch wird das Einbauen von Kinderspielen, Spielen, die die Elemente des Capoeira entwickeln (Musik, Instrumente, Bewegungen, Rodas und Geschichten) und die Benutzung von adaptiven und pädagogischen Materialien von fundamentaler Wichtigkeit, um Kinder an das Universum des Capoeira heranzuführen.
CPPA: Gib’ uns einmal ein Beispiel für einen spielerischen Aspekt, der für Capoeira nutzbar gemacht werden kann.
Toco: Ein interessanter Aspekt, der herausgehoben werden kann ist das Beibringen von Capoeira-Bewegungen. Wenn die Kinder eine neue Welt entdecken, kann sich der Lehrer normalerweise der Kenntnisse der Kinder bedienen um die Angleichung und das Lernen der der Bewegungen zu erleichtern. Um dem Kind beispielsweise die Bewegung „Queda de Quatro“ beizubringen, kann die Nähe der Bewegung zu der Figur eines Krebses nutzbar gemacht werden. Auf diese Weise stellt sich das Kind einen Krebs vor und lernt, dass es gerade eine spezifische Capoeira-Bewegung vollführt.
Ein anderes Beispiel zeigt sich im Unterricht der Beziehung zwischen Angriff und Verteidigung. Man kann zum Beispiel ein Fangen-Spiel machen, bei dem derjenige, der geschnappt wurde, sich mit geschlossenen Beinen hinhocken muss. Um wieder befreit zu werden und ins Spiel zurückzukehren muss ein anderes Kind sein Bein einmal über das Kind führen, das auf dem Boden hockt. Auf diese Weise bekommen die Kinder ein erstes Verständnis von Verteidigung (cocorinha) und Angriff (z. B. meia lua de frente).
CPPA: In welcher Hinsicht kann sich das Kind durch das Capoeira-Training entwickeln? Was bietet ihm Capoeira?
Toco: Das Kind entwickelt die Entdeckung und Untersuchung seines Körpers und die Erforschung der unterschiedlichen spezifischen Bewegungen in der Praxis des Capoeira. Die wesentlichen Vorteile von Capoeira für Kinder sind: Körpergefühl, motorische Fähigkeiten (grob und fein), Rhythmus, Gleichgewicht, Kraft und Flexibilität, wobei all diese Vorteile von selbst mit den Bewegungen und der Musik entstehen, die Capoeira enthält.
CPPA: Was sind die größten Schwierigkeiten beim Capoeira-Unterricht für Kinder?
Toco: Was aus meiner Sicht den Capoeira-Unterricht für Kinder am meisten erschwert ist der Mangel an Kenntnissen und Verständnis für das kindliche Universum. Der Lehrer muss in die Welt der Kinder eintreten, sich Bilder anschauen, diese kindlichen Bilder mit den Capoeira-Bewegungen in Zusammenhang bringen und ausgehend von den Kenntnissen der Kinder neue Geschichten kennen und erfinden. Außerdem muss der Lehrer viel Kreativität für die Planung seiner Stunden mitbringen, weil er die Spiele und Aktivitäten alle 15 Minuten ändern muss, damit die Kinder sich nicht langweilen. Außerdem sollte er alternative Materialien mitbringen, zum Beispiel besondere Instrumente, die von den Kindern selbst hergestellt werden.
Es ist wichtig, im Kopf zu behalten, dass die Interessen der Kinder sehr speziell sind, was ständiges Studium und Kenntnisse jeder Altersstufe erfordert, um Erfolg im Umgang mit Kindern zu haben.

 



 


Capoeira Infantil – A Arte de brincar com o próprio corpo [Kinder-Capoeira – die Kunst mit dem eigenen Körper zu spielen] –
Jorge Luis de Freitas – Curitiba – Editora Progressiva – 2007 (2. Aufl.)


Das Buch ist das erste einer Serie von vier Kinderbüchern von Jorge Luis de Freitas, bekannt unter Piriquito Verde. Der Autor zeigt, wie wichtig das Spielen für Kinder ist und macht unterschiedliche Vorschläge für Spiele und wie man mit Kinder-Capoeira arbeitet. Er zeigt auf Wege wie man mit Musik und Capoeira-Instrumenten arbeitet, auf.

 

 


Verantwortliche
Vorwort und Layout: Priscila Paiva / Öffentlichkeitsarbeit / Monitora
Texte: Teca Lobato / Journalistin / Graduada             Fotos: Sammlung CPPA
Mestre-Sektion: Daniel Fiuza / Instrutor Espanhol und Mário Simim / Graduado Toco
Leitung: Danny Lopes / Contra Mestre Boca de Peixe

Durchführung: Kulturverein Companhia Pernas Pro Ar

Informationen
comunicacaocppa@cppa.com.br
www.cppa.com.br / www.capoeira.de
CM Boca de Peixe (Brasilien)
CM Porquinho (Europa)